„Am Anfang läufst du dich als Gründer tot“

Sonntag, 2. August 2015 - in Smartphone

So vielversprechend die Prognosen sind: Startup-Gründungen in der Industrie sind alles andere als Selbstläufer. Für erste vorzeigbare Erfolge wie die von Itizzimo oder Proglove müssen Gründer harte Vorarbeit leisten. Oft scheuen Unternehmen wegen offener Fragen zu Nutzung, Sicherheit und Zuverlässigkeit die Konfrontation mit Startups. Hinzu kommt: Viele Unternehmen haben die Digitalisierung der industriellen Produktion noch gar nicht auf dem Zettel: Laut einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom ist der Begriff „Industrie 4.0“ für rund ein Drittel der Führungskräfte aus Automobilbranche, Maschinenbau und Elektroindustrie noch ein Fremdwort.

Kein Wunder, dass Startups die Industrie selbst erst mal schlau machen müssen. Vor allem bei Hardware hätten viele Unternehmen noch Vorbehalte, sagt Bouveret. „Man muss beraten, Möglichkeiten aufzeigen und zusammen mit den Unternehmen konkrete Anwendungsfälle erarbeiten.“ Nicht immer könne man dabei zwischen ernst gemeintem Interesse und werbewirksamen PR-Ambitionen der Unternehmen unterscheiden. „Gerade am Anfang“, sagt Bouveret, „läuft man sich als Gründer tot. Man rennt von einem Meeting zum anderen. Häufig ohne Ergebnis. Aber die Brille, tja, die will halt jeder mal aufsetzen.“

Auch Thomas Kirchner muss bei seiner Zielgruppe noch Ängste abbauen, ehe sein High-Tech-Handschuh zur obligatorischen Arbeitskleidung am Fließband gehört. Angesichts des in der Industrie geltenden Mantras, „die Linie steht nie still“, kämen auf ihn und sein zehnköpfiges Team große Herausforderungen zu: „Es geht vor allem um Ausfallsicherheiten. Unsere Kunden planen neue Systeme oft für zehn Jahre ein, das geht mit hohen technischen Standards und entsprechenden Serviceansprüchen einher“, erklärt Kirchner. „Als Startup können wir die natürlich nicht so gewährleisten, wie das etwa Siemens könnte.“